Der Istanbul Pride war bis 2014 eigentlich ein buntes und friedliches Fest. Jedoch setze die Polizei auch dieses Jahr das Verbot der CSD-Demo am gestrigen 26.Juni mit Gewalt durch. Damit wurde das siebte Jahr in Folge die friedliche Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans, inter* und anderen queeren Menschen (LSBTIQ*) gewaltsam unterdrückt, bzw. niedergeschlagen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und weitere Regierungsvertreter hatten sexuelle Minderheiten in der Vergangenheit immer wieder verbal angegriffen. Die CSD-Demonstrationen wurden durch die Staatsmacht brutal aufgelöst
Die erneute Einschränkung des Demonstrationsrechts von LSBTI, die alltägliche Diskriminierung der sexuellen Minderheiten sowie die Gewalt sind für die NRWSPDqueer nicht hinnehmbar.
Hier zu kommentiert Fabian Spies, Landesvorsitzender der NRWSPDqueer und Sprecher für internationale Angelegenheiten:
Istanbul ist ein Zentrum für Freiheit und Toleranz. Die Metropole verbindet sowohl eine Städtepartnerschaft mit NRWs größter Kommune Köln, als auch der gemeinsame Titel Kulturhauptstadt Europas 2010 mit dem Ruhrgebiet. Umso größer ist unser Entsetzen über das nicht hinnehmbare teilweise gewaltsame Vorgehen der Polizeikräfte. Dieses ist Teil einer Abdrift der türkischen Politik hin zu einem immer autoritäreren Regime, das nicht nur die Rechte von LSBTI sondern universelle Grundrechte missachtet. Damit entfernt sich die türkische Politik immer weiter von Europa und seinen Werten. Wir wissen, die Türkei ist tief gespalten. Fast die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger lehnen Erdogan und seine autokratische Herrschaft ab. Diese Menschen wie auch die LSBTI in der Türkei dürfen wir nicht alleine lassen. Noch ist die Türkei nicht verloren.
Daher fordern wir Kanzlerin Merkel auf, sich hier zu positionieren und ein deutliches Zeichen der Missbilligung zu senden! Auch Kölns Oberbürgermeisterin Reker fordern wir auf, die Ereignisse Köln Partnerstadt Istanbul nicht unkommentiert zu lassen.
Mit unseren Gedanken und unseren Taten sind wir bei unseren Freunden in Istanbul und in der Türkei. Ihnen gilt unsere Solidarität!
Sascha Roncevic, stell. Landesvorsitzender und CSD-politischer Sprecher ergänzt:
Am gestrigen Samstag demonstrierten mehrere tausend Menschen beim einen Sternmarsch in Berlin und in anderen deutschen Städten für die Akzeptanz und Gleichstellung von LBSTIQ. In Anlehnung an die New Yorker Stonewall-Aufstände 1969 in der Christopher Street sprechen wir hier vom Christopher-Street Day. Damals lehnten sich LSBTIQ* erstmals in größerer Menge gegen Polizeiwillkür, Ausgrenzung und Gewalt auf. Am selben gestrigen Samstag wurde in Istanbul deutlich, dass Stonewall aktueller denn je ist. Hunderte Menschen wurden gewaltsam dran gehindert, friedlich zu demonstrieren. Präsident Erdoğan setzt seine LSBTIQ*-feindliche Politik damit fort.
Die mutige Demonstrant*innen widersetzen sich dem Versuch, LSBTIQ* die Sichtbarkeit zu nehmen und sie aus der Gesellschaft zu drängen. Staatliche Repressionen und Unterdrückung werden nicht hingenommen.
Auch wir wollen uns damit nicht abfinden! Wenn an den kommenden Wochenenden überall in NRW CSD-Veranstaltungen stattfinden, demonstrieren auch zahlreiche Sozialdemokrat*innen für die Akzeptanz von LSBTIQ*. Die Situation in Istanbul und der Türkei liegt uns dabei besonders am Herzen. Das menschenverachtende und teilweise brutale Vorgehen der Staatsmacht in der Türkei verurteilen wir scharf.
Unseren Freund:innen und Mitstreiter:innen in Istanbul sowie der queren Community danken wir für aufrechte Haltung und ihr Engagement. Ihnen rufe ich zu: Kalbimiz sizinle! – Unser Herz ist mit Euch!