Corona-Schutz ja, aber Diskriminierung nein! – Schwarz-gelbe Landesregierung rückt schwule Saunen in die Nähe von Prostitution und Bordellbetrieben

Die aktuelle Corona-Schutzverordnung vom 31.08.2020 verbietet „sexuelle Dienstleistungen in und außerhalb von Prostitutionsstätten, Bordellen und ähnlichen Einrichtungen.“ Der Betrieb von Betrieb von Schwimmbädern, Saunen und vergleichbaren Wellness-Einrichtungen ist unter Einhaltung bestimmter Hygiene- und Infektionsschutzstandards jedoch ausdrücklich erlaubt.

Hierauf bezugnehmend haben einige schwule Saunen teils auswendige Umbauarbeiten vorgenommen, um nur noch ein reines Gastronomie- und Wellnessangebot vorzuhalten. So wurden Cruising-Bereiche nicht nur geschlossen, sondern auch baulich unzugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde das Angebot so gestaltet, das sexuellen Handlungen kein Vorschub geleistet wird.

Dennoch lässt die schwarz-gelbe Landesregierung durch seine Verwaltung mitteilen, dass „Männersaunen“ nach der aktuellen Verordnung geschlossen werden müssten, da sie auch mit einem geänderten Angebot und einem den Vorgaben entsprechenden Hygienekonzept Prostitutionsstätten und Bordellen ähneln.

Fabian Spies, Foto: Gerd P. Müller / NRWSPD

Hier zu kommentiert Fabian Spies, Landesvorsitzender der NRWSPDqueer:

Für uns als SPDqueer steht fest: Corona-Schutz ja, aber Diskriminierung nein! Die Schließung von zahlreichen schwulen Saunen ist in der Sache unbegründet und stellt in mehrfacher Hinsicht eine Diskriminierung dar:

Zum einen ist nicht nachvollziehbar, warum nach baulichen Maßnahmen und der Änderung des Angebots der Saunen diese nicht wie andere Wellesseinrichtungen behandelt werden. Hier liegt die Unterstellung zur Grunde, dass es trotzdem zu sexuellen Handlungen kommen würde. Mehr noch: die Landesregierung rückt schwule Saunen in die Nähe von Prostitution und Bordellbetrieben und ordnet diese ähnlichen Einrichtungen zu. Dies sei politisch so gewollt.

Eine weitere Ungleichbehandlung stellen auch heterosexuelle Sex-Kinos oder Sex-Shops mit Kabinen dar. Diese dürfen öffnen, wenn sie ein entsprechendes Hygienekonzept vorweisen und sexuellen Handlungen keinen Vorschub leisten.

Sascha Roncevic
Sascha Roncevic – Foto: Sarah Ungar

Sascha Roncevic, stellvertretender Landesvorsitzender der NRWSPDqueer ergänzt:

Als NRWSPDqueer fordern wir die schwarz-gelbe Regierung Laschet / Stamp auf, die offensichtliche Diskriminierung zu beenden. Auch wenn es ihren Vorstellungen widerspricht: schwule Saunen sind keine Bordelle. Sie sind mehr als reine Orte, an denen Männer sexuell mit Männern verkehren.

Schwule Saunen sind Safe Spaces. Dies sind Orte, an denen sich LSBTIQ*-Personen sicher vor Gewalt und Diskriminierung bewegen und frei entfalten können. Zu ihnen gehören nicht nur Versammlungs- und Beratungsräume in queeren Vereinen, sondern auch Clubs, Bars, Kinos und eben Saunen. Die durch Corona bedingten Schließungen bringen diese Safe-Spaces in Existenznot und ihr Verschwinden ist oft endgültig, da gerade solche Einrichtungen nicht selten der Gentrifizierung und der Verdrängung durch Investoren zum Opfer fallen. Mit viel Kreativität und Engagement haben Betreiber hier Lösungen gefunden, die den Hygiene- und Infektionsschutzstandards genügen und das Überleben der Einrichtungen ermöglichen würden.

Schwule Saunen sind aber auch Teil queer Community-Strukturen. Hier finden unabhängig von sexuellen Handlungen soziale Begegnungen aber auch Aufklärungsarbeit, etwa der Aids-Hilfen, statt. Die Corona-Pandemie offenbart besonders die Verletzlichkeit von Communiy-Strukturen: Es droht ein nie dagewesener Kahlschlag, der unbedingt verhindert werden muss. Denn diese Strukturen sind kein Selbstzweck, sondern ein solidarisches Netzwerk, das über Jahrzehnte gewachsen ist und LSBTIQ* Schutz und Unterstützung gewährt.