Wir feiern Eure Sichtbarkeit!

Seit 2009 wird der Transgender Day of Visibility jährlich am 31. März begangen. Dieser Tag soll ein Gegengewicht zu dem Erinnerungstag für ermordeten Trans*menschen – Transgender Day of Remembrance – darstellen. Auch der Transgender Day of Visibility nahm in Michigan seinen Startpunkt und wird mittlerweile rund um die Welt gefeiert. An diesem Tag wollen alle Menschen zusammen geschlechtliche Vielfalt feiern und damit zum einen diese sichtbar machen und zum anderen ensibilisieren.

Wir, die NRWSPDqueer, feiern die Sichtbarkeit von nicht cis-geschlechtlichen Menschen!

Hannah Truslen
Hannah Truslen

Anlässlich des diesjährigen Transgender Day of Visibility erklärt die stellvertrendene Landesvorsitzende der NRWSPDqueer Hannah Trulsen:

Ich feiere unsere Sichtbarkeit! In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens sind nicht cis-geschlechtliche Menschen angekommen. Sie spielen in Filmen mit, produzieren Musik oder schaffen andere Kunst – diese wiederum so vielfältig und unterschiedlich wie sie selbst sind.

Machen wir uns aber nichts vor, in vielen Bereichen ist formal der Weg für nicht cis-geschlechtliche Menschen geebnet, in der konkreten Umsetzung geht noch einiges schief oder hängt von guten Willen Einzelner ab. Sie unterliegt einer Willkür die einem Rechtsstaat nicht würdig ist. Wir fordern als SPDqueer schon lange die Ersetzung des Transsexuellengesetzes durch ein Selbstbestimmungsrecht. Besonders die Situation im Verlauf des Coming-out und der rechtskräftigen Namensänderung ist für viele Trans*menschen besonders kritisch. Sie ist durch vielen Widersprüchen geprägt. So ist die formale Anrede unter altem Namen und ein nicht damit übereinstimmendes Äußeres für Trans*menschen oft schwer auszuhalten.

Gerade in institutionellen Einrichtungen wie (Hoch-) Schulen hängen viele Entscheidungen von der oben beschriebenen Willkür ab. Bei vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft fehlt das Wissen über die Situation von nicht cis-geschlechtlichen Menschen. Sie sind grundlegend sensibel, können aber die Prozesse nicht einschätzen und gerade dort gilt es anzusetzen und das vorhandene Wissen zu vermehren und damit Hemmschwellen abzubauen.

Gerade in der aktuellen Situation der COVID-19 Pandemie und dem damit verbundenen Kontaktverbot – das zeitlich begrenzt richtig und wichtig ist – stehen viele Trans*menschen vor der Situation allein zu sein. Therapiesitzungen und / oder andere medizinische Maßnahmen finden nicht statt. Dies stellt Trans*menschen vor sehr große Herausforderungen. Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen sind genauso wie das öffentliche Leben fast gegen Null heruntergefahren: Keine Gruppentreffen, Jugendeinrichtungen oder Orte, an denen nicht cis-geschlechtliche Menschen sich austauschen können. Daher freue ich mich darüber, dass z. B. das anyway-Jugendzentrum (www.anyway-koeln.de/beratung/), die Lebenslust-Beratungsstelle (www.lebenslust-beratungsstelle.de) und viele andere Institutionen ihre Arbeit umgestellt haben und über Telefon und digitale Kommunikationswege zur Verfügung stehen, um in Krisensituationen zu helfen.

Danke an Alle die in der aktuellen Situation unsere Gesellschaft tragen: Kassierer*innen, Pflegekräfte, Ärzt*innen, Feuerwehr und viele mehr. Danke!

Wir feiern Eure Sichtbarkeit. Machen wir gemeinsam weiter! Für geschlechtliche Vielfalt – für Respekt!