
Seit 1999 wird der Transgender Day of Remembrance jährlich am 20. November begangen. An diesem Tag wird den trans* Menschen gedacht, die weltweit aus Ablehnung und Hass ermordet wurden. Die Aktivistin Gwendolyn Smith aus San Francisco initiierte diesen Gedenktag Nach dem Mord an Rita Hester im Jahr 1998. Wie viele Anti-Transgender-Mordfälle und -Gewalttaten ist auch dieser Mordfall bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Der Fall Rita Hester steht exemplarisch für tausendfache Gewalt und Morde an trans*Menschen. Die alltägliche Diskriminierung von aufgrund einer Trans*-Identität sowie die Gewalt gegen trans* Menschen ist für die NRWSPDqueer nicht hinnehmbar.
Anlässlich des diesjährigen Transgender Day of Remembrance erklärt die stellvertretende Landesvorsitzende der NRWSPDqueer Hannah Trulsen:
Leider müssen wir feststellen, dass die Zahl Morde an trans*- und genderdiversen Menschen weltweit immer noch sehr hoch ist. So wurden in den zurückliegenden zehn Jahren 2.982 Menschen oft auf brutale Art getötet, weil sie sich getraut haben, sie selbst zu sein. Bei dieser Zahl handelt es sich jedoch nur um die „Hellziffern“. Bei der Dunkelziffer ist von einer weitaus höheren Zahl auszugehen. Auch ist in dieser Zahl nicht die die Suizidrate eingerechnet, die bei trans* und genderdiversen Menschen über dem Durschnitt liegt. Nach einer Studie des National Center for Transgender Equality unternahmen 40 Prozent der über 27.000 Teilnehmenden mindestens einen Suizidversuch. Dies ist nicht zuletzt in einem ablehnenden und gewalttätigen gesellschaftlichen Klima begründet, das auch durch den erstarken Rechtspopulismus und -extremismus rauer wird.Trans* und genderdiverse Menschen bedürfen daher einem besonderen Schutz. Hier sind sowohl Politik als auch die Gesamtgesellschaft gefragt.
Unser Grundgesetzt verpflichtet den Statt insbesondere in Artikel 3 Abs. 3, dazu Menschen vor Diskriminierung und Gewalt zu schützen. Das dieser Schutz auch trans*- und geschlechterdiverse Menschen zusteht, ist vielen scheinbar nicht klar. Auch für die Landespolitik besteht Handlungsbedarf – nicht zuletzt weil der Umgang durch Polizei und Behörden immer wieder von trans*- und geschlechterdiverse Menschen bemängelt wird. Die schwarz-gelbe Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet steht dabei in der Pflicht, gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern, um Gewalt und Diskriminierung entgegenzuwirken. Dieser Pflicht kommt sie jedoch nicht hinreicht nach.
Am ehesten versucht zwar Familienminister Stamp die Situation von trans* und genderdiversen Menschen zu verbessern, jedoch greifen diese Maßnahmen oft zu kurz, da hier die Unterstützung aus anderen Ressorts fehlt. So liefert Innenminister Reul als Dienstherr der Polizei nichts, außer „schöne Fotos“ von Razzien im Ruhrgebiet. Und auch das Gleichstellungsministerium von Ministerin Scharrenbach lässt eine Diversitystrategie für die Landesbehörden gänzlich vermissen.
Gerade am heutigen Transgender Day von Remebrance muss sich die Landesregierung die Frage gefallen lassen, ob trans* und genderdiverse Menschen es nicht wert seien vor Gewalt und Diskriminierung geschützt zu werden. Oder ab sie in den Augen der Landesregierung nur Menschen zweiter Klasse seien. Als NRWSPDqueer fordern wir alle Minister*innen ressortübergreifend auf, sich mit der Lebenswelt von trans* und genderdiverseren Menschen auseinanderzusetzen, um endlich aktiv zu werden. Denn: „every lives matters!“.