Am 23. August marschierten in der Dortmunder Innenstadt Rechtsextreme auf und zeigten erneut ihr beschränktes und menschenfeindliche Weltbild. Bewusst betrieben sie dieses Mal eine besondere Hetze gegen Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle. Dies mag vor wohl darin geschuldet sein, dass zeitgleich, nur wenige hundert Meter vom geplanten Aufmarschplatz der Rechten, der diesjährige Christopher-Street-Day Dortmund (CSD) unter dem Motto „Für Respekt und Vielfalt” stattfand. Die rund 85 Neofaschisten und Rechtsaußen forderten auf einem Transparent die Wiedereinführung des §175, der bis 1994 homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte. Perfider weise verlangten sie auf dem gleichen Banner die Abschaffung der Paragrafen, die Volksverhetzung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen unter Strafe stellen.
Gegen die rechte Kundgebung formierte sich erfolgreich ein bunter, breitgefächerter Widerstand, zu dem u.a. das Bündnis „BlockaDo“, die CSD-Veranstalter sowie die Schwuso aufgerufen hatten. Vom CSD-Straßenfest marschierten rund 400 Menschen in die Nähe der Neonazis, um dort selbst eine Kundgebung abzuhalten und den Demonstrationsplatz der Neofaschisten im wahrsten Sinne zu besetzen. Diese Strategie ging auf: Zwar forderten die anwesenden Polizeikräfte die friedlichen Gegendemonstranten zwischenzeitlich zum Verlassen des Platzes auf, setzten dies aber nicht durch. So konnte der braune Mopp, von der Polizei eingekesselt und von einem Bauzaun eingezwängt, ihre Kundgebung nur mit deutlicher Verspätung an einem Ausweichort in der Nordstadt abhalten. Auch hier fanden sich zahlreiche Gegendemonstranten ein, die die rechten, menschenverachteten Parolen, laut stark übertönten.
Der Vorsitzende der NRW-Schwusos, Fabian Spies, bewertete die Protest gegen den Naziaufmarsch als gelungen und betonte zugleich, welche hohe Priorität die Auseinandersetzung und der Kampf gegen Rechtpopulismus und – extremismus in der politischen Agenda der sozialdemokratischen Schwulen und Lesben haben. Dabei nahm er auch Bezug auf die provozierende Forderung, den §175 wieder einzuführen:
„Wir Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in der SPD treten aktiv für eine tolerante und offene Gesellschaft ein. Wir wissen, auch in der dunkelsten Epoche unseres Landes, der NS-Zeit, wurden Homosexuelle und Menschen, die von der vermeintlichen Mehrheitsnorm abwichen, brutal verfolgt und ermordet. Darüber hinaus bestand auch nach der NS-Terrorherrschaft der Unrechtsparagraph 175 bis 1994, dessen Opfer bis heute nicht vollständig rehabilitiert wurden. Wie kaum eine politische Partei setzen wir uns daher für die Aufhebung der Unrechtsurteile, der Entschädigung der Opfer sowie für eine Aufarbeitung der Geschichte des §175 nach Innen wie nach Außen ein.“